Wirkungsnachweis aus der Literatur

Mittelfristig (1 bis 5 Jahre)
Mikro (Individuum)
Sozial
NEU

Möglichkeit der vielfältigen und flexibilen Rolleneinnahme

persönliche Entwicklung / Erwerb von sozialen und personalen Kompetenzen

Offene Jugendarbeit ein Ort mit vielfältigen und flexiblen Rollenangeboten an die Jugendlichen ist. Die Jugendlichen können spontan und situativ entscheiden, welche Rolle sie einnehmen wollen. Die Bedeutung dieses Ortes wird im Vergleich mit anderen Orten deutlich: In der Schule sind sie Schüler*innen, die ihre Leistungen zu erbringen und sich an die Regeln zu halten haben, zu Hause müssen sie sich an Regeln, Pflichten und Erziehungsvorstellungen der Eltern halten, das Shopping-Center in der Standortgemeinde erwartet von seinen Besucher*innen, dass sie konsumieren. In zwei Interviews formulieren die Jugendlichen prägnant die Unterschiede zwischen dem Elternhaus und der Offenen Jugendarbeit. Die eigene Familie „nervt“ und stört manchmal, in diesen Situationen bietet die Offene Jugendarbeit Abstand und Freiheit von Rollenerwartungen: "Wenn meine Mutter mich stört oder mein Vater, meine Schwester, Bruder, dann komme ich hierher und dann nerven sie mich nicht. A: Ja, die Eltern sind nicht dort. I: Ist das wichtig? A: Ja, das ist wichtig, ein bisschen Abstand von den Eltern. B: und dass man auch Freiheit hat (A: ja)."

Beschreibung der Aktivität

Offene Jugendarbeit in einer Schweizer Gemeinde
Zum Zeitpunkt der Erhebung war die Offene Jugendarbeit ein etabliertes Regelangebot der Gemeinde. Es war eine Einrichtung, die mit insgesamt 110 Stellenprozenten ausgestattet war. Als Räumlichkeiten standen ein Jugendtreff sowie ein Jugendbüro zur Verfügung, außerdem erhielten die Jugendlichen via Jugendarbeit Zugang zu einem Tanzraum. Im Jugendtreff wurde mehrfach pro Woche ein offener Treff durchgeführt, zusätzlich konnten ihn die Jugendlichen selbstständig oder teilbegleitet nutzen (z. B. für Partys). Das Jugendbüro war für die Jugendarbeiter*innen primärer Arbeitsort für administrative Tätigkeiten, stand bei deren Anwesenheit aber auch den Jugendlichen offen, insbesondere standen ihnen mehrere Computer zur Verfügung. Des Weiteren waren die Jugendarbeiter*innen im Untersuchungszeitraum in geringem Umfang aufsuchend tätig. Sie organisierten außerdem regelmäßige Sportabende und boten einen zweiwöchentlichen Mädchentreff an, initiierten und unterstützten Projekte von Jugendlichen und übernahmen Beratungs-, Begleitungs- und Vermittlungsaufgaben. Zusätzlich zu diesen zielgruppenbezogenen Angeboten waren die Jugendarbeiter*innen in vielfältiger Weise in den Bereichen politisches Lobbying für Jugendthemen, Öffentlichkeits- und Vernetzungsarbeit tätig.
Schweiz
teilnehmende Kinder und Jugendliche PraktkerInnen/JugendarbeiterInnen/MentorenInnen

Evaluierung der Aktivität

Es kamen folgende Forschungsmethoden zum Einsatz: Teilnehmende Beobachtungen dienten dazu, Einblick in die Praktiken von Offener Jugendarbeit zu gewinnen. Im Fokus stand die Frage, was die Beteiligten in der Offenen Jugendarbeit tun und wie sie dies tun. Es wurden 14 mehrstündige Beobachtungen in unterschiedlichen Angebotsbereichen gemacht. Es wurden außerdem Leitfadeninterviews mit insgesamt 39 Jugendlichen geführt, welche Offene Jugendarbeit nutzten. Durch die Interviews konnte die „innere Logik“ der Offenen Jugendarbeit aus der Perspektive der Jugendlichen erfasst werden (Klawe 2006, S. 133): deren subjektive Wahrnehmungen einer Situation und der subjektiv erfahrene Nutzen von Offener Jugendarbeit. Die Interviews wurden teilweise während der Beobachtungen spontan durchgeführt. Zusätzlich wurden frühere Nutzer*innen interviewt, da kurz vor Start des Forschungsprojekts ein „Generationenwechsel“ stattgefunden hatte. In Interviews mit den beiden Jugendarbeiter*innen lag der Fokus darauf, unter welchen Rahmenbedingungen sie arbeiten, wie sie ihre Praxis wahrnehmen, woran sich ihr Handeln orientiert und woran sie den Nutzen ihres Handelns festmachen. Im Rahmen einer quantitativen Fragebogenbefragung wurden alle Schüler*innen der Standortgemeinde der sechsten bis zur neunten Klasse zur Offenen Jugendarbeit befragt. Der Fragebogen enthielt sowohl geschlossene Antwortvorgaben als auch Fragen mit offenen Antwortmöglichkeiten. 203 Jugendliche hatten bereits die Offene Jugendarbeit genutzt und machten Angaben zur Offenen Jugendarbeit.
Leitfadeninterviews mit insgesamt 39 Jugendlichen Interviews mit zwei Jugendarbeiter*innen Quantitativen Fragebogenbefragung mit alle Schüler*innen der Standortgemeinde der sechsten bis zur neunten Klasse, 203 nutzten das Angebot der Offenen Jugendarbeit